Vom Di­lem­ma der in­ne­ren Uhr im Stu­di­e­n­all­tag

 |  Forschung

Schule, Studium oder Beruf geben uns meist einen festen Tagesablauf vor. Für viele junge Erwachsene wie Studierende beginnt dieser jedoch h?ufig deutlich zu früh. Der Grund: Biologisch bedingt haben Menschen in diesem Alter einen sp?teren Chronotyp. Das hei?t, dass sie gem?? ihrer inneren Uhr lieber l?nger schlafen und dafür abends l?nger aufbleiben würden. ?In einer Studie an der Universit?t Paderborn wollen wir herausfinden, inwieweit sich ein Leben gegen die innere Uhr ungünstig auf den Stoffwechsel auswirkt“, erl?utert Dr. Bettina Krüger vom Institut für Ern?hrung, Konsum und Gesundheit. Dafür haben die Wissenschaftlerinnen vor und w?hrend der Coronapandemie zahlreiche Studierende befragt und vor der Pandemie ihre K?rperzusammensetzung gemessen. Das Ergebnis: Studierende essen im Alltag oft gegen ihre innere Uhr. W?hrend des Lockdowns passten sie die Essenszeiten ihrem Chronotyp vermehrt an. Doch für einen gesünderen Lebensstil reicht das allein nicht aus.

Die Studie ?Chronotype and Nutrition“ (ChroNu) ist Teil einer Kooperation der Universit?t Paderborn mit der Universit?t Bonn und dem Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Düsseldorf. Gef?rdert wird sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die ersten Studienergebnisse wurden nun in den internationalen Journalen ?PLOS ONE“ und ?Appetite“ ver?ffentlicht.

Fixe und flexible Tageszeitpl?ne
 

Für die Studie haben die Wissenschaftlerinnen von September 2019 bis Januar 2020 – also kurz vor Beginn der Coronapandemie – 327 Studierende der Universit?t Paderborn im Alter von 18 bis 25 Jahren umfangreich zu ihrem Chronotyp, also ihrer inneren Uhr, und ihrem Tagesablauf befragt. Au?erdem haben sie die K?rperzusammensetzung, wie K?rperfett und -muskelmasse der Studierenden gemessen. W?hrend des ersten Lockdowns im Juni 2020 nahmen 156 dieser Studierenden an einer zweiten Befragung teil.

Die Ergebnisse sind vielschichtig: Die Studie zeigt, dass Studierende an Tagen mit universit?ren Veranstaltungen oder anderen Verpflichtungen oft gegen ihre innere Uhr essen. Frühaufstehende – sogenannte Lerchen – a?en abends ?zu sp?t“ und Sp?taufstehende – sogenannte Eulen – morgens ?zu früh“. Am Wochenende hingegen folgten Lerchen und Eulen eher ihrer inneren Uhr. Im ersten Lockdown reduzierte sich diese Diskrepanz deutlich: Sowohl Lerchen als auch Eulen a?en auch an den Arbeitstagen eher nach ihrer inneren Uhr.

?Dieses ?natürliche‘ Experiment hat gezeigt, dass flexiblere Tageszeitpl?ne den sogenannten ?metabolischen Jetlag‘, also den st?ndigen Wechsel des Mahlzeiten-Timings, reduzieren“, sagt Bianca Stutz, die zu Daten der ChroNu-Studie promoviert. ?Dies ist wichtig, da sich ein st?rkerer metabolischer Jetlag ungünstig auf den Stoffwechsel auswirkt. Laut Studien begünstigt er beispielsweise ?bergewicht, eine verminderte Insulinsensitivit?t oder erh?hten Blutdruck.“

Davon seien in der ChroNu-Studie vor allem die Eulen betroffen, denn sie h?tten mehr – metabolisch ungünstiges – Bauchfett, sogenanntes viszerales Fett. ?Statistische Analysen zeigten, dass dafür insbesondere deren geringere Motivation, sich k?rperlich zu bewegen, verantwortlich ist. Allerdings führte die M?glichkeit des Lebens nach der ?inneren Uhr‘ w?hrend des Lockdowns nicht dazu, dass die Eulen eine h?here Motivation zu k?rperlicher Aktivit?t entwickelten“, erkl?rt Krüger.

Gesünder durch Einklang mit innerer Uhr?
 

Studienleiterin Prof. Dr. Anette Buyken schlussfolgert: ?Insgesamt legen die Studienergebnisse nahe, dass Rahmenbedingungen, die ein Leben nach der ?inneren Uhr‘ erlauben, allein nicht ausreichen, um einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel zu haben. Insbesondere Menschen mit sp?terem Chronotyp, die sogenannten Eulen, brauchen gezieltere Unterstützung für die Umsetzung eines gesünderen Lebensstiles, auch um eine erh?hte Fettmasse zu vermeiden. Denkbar w?ren l?ngere Pausen am Morgen, um Eulen ein sp?teres Frühstück zu erm?glichen, bzw. gezielte Angebote für sportliche Aktivit?ten am Nachmittag bzw. frühen Abend.“

Die Studie soll zeitnah noch weitere Ergebnisse liefern: ?Anhand von Daten einer weiteren Nachuntersuchung der Studierenden werden wir analysieren, wie sich Schlafrhythmus, Tagesablauf und K?rperzusammensetzung seit den Untersuchungen vor dem Lockdown ver?ndert haben“, erg?nzt Buyken. 

Die kürzlich erschienenen Ver?ffentlichungen der ChroNu-Studie gibt es hier:

Foto (Universit?t Paderborn, Jennifer Bounoua): Die Studie ?Chronotype and Nutrition“ (ChroNu) macht deutlich: Studierende essen an Tagen mit universit?ren Veranstaltungen oder anderen Verpflichtungen oft gegen ihre innere Uhr.
Die ChroNu-Studie zeigt: Frühaufstehende – sogenannte Lerchen – a?en abends ?zu sp?t“ und Sp?taufstehende – sogenannte Eulen – morgens ?zu früh“.
Foto (Besim Mazhiqi): Prof. Dr. Anette Buyken ist Leiterin der ChroNu-Studie sowie der Arbeitsgruppe ?Public Health Nutrition“.
Foto (Besim Mazhiqi): ?In einer Studie an der Universit?t Paderborn wollen wir herausfinden, inwieweit sich ein Leben gegen die innere Uhr ungünstig auf den Stoffwechsel auswirkt“, so Dr. Bettina Krüger von der Arbeitsgruppe ?Public Health Nutrition“.
Foto (Besim Mazhiqi): Bianca Stutz promoviert an der Universit?t Paderborn zu Daten der ChroNu-Studie.

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