Ein verst?rktes Nachhaltigkeitsempfinden in der Bev?lkerung und steigende Energiekosten führen dazu, dass Unternehmen vermehrt das Ziel der Klimaneutralit?t in den Fokus nehmen. Der erste Schritt dabei ist die Verbesserung der Material- und Energieeffizienz. Die Kilowattstunde, die nicht aufgebracht werden muss, emittiert keine Treibhausgase und verursacht keine Kosten. An diesem Punkt setzt ein neues Verbundprojekt an, in dem Wissenschaftler*innen der Universit?t Paderborn, die im SICP – Software Innovation Campus interdisziplin?r forschen, mit dem Lehrstuhl für Leichtbau im Automobil (ebenfalls Universit?t Paderborn) sowie der Universit?t Bielefeld und den Unternehmen NTT Data Business Solutions AG, GEA Westfalia Separator Group GmbH, Miele & Cie. KG und Phoenix Contact Smart Business GmbH Hand in Hand arbeiten. Ziel ist es, Treibhausgase in der Industrie zu verringern. Das Projekt ?Climate neutral Business in Ostwestfalen-Lippe“ (Climate bOWL) wird im Rahmen des Spitzenclusters it’s OWL seit April für drei Jahre mit 1,86 Millionen Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE NRW) gef?rdert. Das Gesamtvolumen des Projektes betr?gt 3,16 Millionen Euro. Assoziierte Partner im Projekt sind die Unternehmen BENTELER Automobiltechnik GmbH und CLAAS KGaA mbH, die Prognos AG fungiert als Projektunterstützer.
Ganzheitliche Herangehensweise entlang der Wertsch?pfungskette
?Klimaneutralit?t in Unternehmen kann nur durch die reelle Vermeidung und nicht durch Kompensation von Treibhausgasen erfolgen. Kenntnisse über die Treibhausgasemissionen entlang der Wertsch?pfungskette in Kombination mit dem Aufzeigen m?glicher Vermeidungsoptionen bilden die Grundlage für zielführende, ganzheitliche L?sungsans?tze“, erl?utert Prof. Dr. Henning Meschede, wissenschaftlicher Leiter des Projektes sowie Professor für Energiesystemtechnik an der Fakult?t für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik der Universit?t Paderborn. ?Dafür bedarf es interdisziplin?rer Teams, die die Produktionsprozesse verstehen, daraus Effizienzans?tze ableiten und dieses Wissen in übergeordnete Gesch?ftsprozesse einflie?en lassen k?nnen“, so Meschede weiter.
Die Einsatzreihenfolge von Vermeidungsma?nahmen hin zur Klimaneutralit?t lautet Minimieren, Substituieren und Kompensieren. Folglich bedarf es einer ganzheitlichen Herangehensweise zur Aggregation und Bewertung von Treibhausgasemissionen sowie zur Identifizierung und Priorisierung von Reduktionsma?nahmen entlang der gesamten Wertsch?pfungsketten. Das Projekt ?Climate bOWL“ adressiert daher zwei Schwerpunkte: Erstes Teilziel zur Schaffung von Transparenz und zum Benchmarking ist die Entwicklung eines produktspezifischen Carbon-Footprint-Trackingsystems. ?Ein produktbasierter Fu?abdruck der Treibhausgase gibt Unternehmen Aufschluss über die eigenen Emissionen und weist zudem Zielwerte für das Carbon-Controlling und das Produktdesign aus. Ein Assistenzsystem schl?gt auf dieser Basis konkrete Optimierungsma?nahmen vor“, unterstreicht Waliuollah Ali, Head of Center of Excellence Consumer Products Innovation and Portfolio Management, der NTT DATA Business Solutions AG.
Treibhausgasemissionen ihren Verursacher*innen zuordnen
Das zweite Teilziel stellt die Entwicklung und Anwendung eines intelligenten Assistenzsystems dar, das auf Basis von Energie- und Stoffstromdaten automatisiert mit Unterstützung von Verfahren des Maschinellen Lernens Treibhausgasemissionen ihren Verursacher*innen zuordnet, daraus Effizienzpotenziale ableitet und das Vermeidungspotenzial bewertet. ?Wir hoffen, mehr Transparenz für die relevante CO2-Fragestellung zu bekommen, auch als Input für neue Maschinengenerationen“, so Markus Fleuter, Vice President Business Excellence Division Separation & Flow Technologies, GEA Westfalia Separator Group GmbH.
Transparenz ist eines der gro?en Themen, wenn über die Entwicklung von Klimaneutralit?tsstrategien gesprochen wird: Transparenz für das eigene Unternehmen zu schaffen, zukünftige gesetzliche Vorgaben einhalten und kritische Werte ausweisen zu k?nnen. ?Wir erhoffen uns mehr Transparenz zum Carbon Footprint unserer Produkte, den wir von der Materialbeschaffung über die Produktion bis zur Nutzung und Entsorgung betrachten. Ziel ist es, Ma?nahmen zu identifizieren, die aus ganzheitlicher Sicht am sinnvollsten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen beitragen“, erl?utert Christoph Wendker, Vice President Corporate Sustainability and Regulatory Affairs bei Miele. Um die unternehmensspezifischen Anforderungen zur Erfassung von Verbr?uchen und Emissionen zu identifizieren und eine smarte L?sung zu entwickeln, bedarf es aufgrund der hohen Komplexit?t einer übergreifenden Zusammenarbeit. ?Die Entwicklung von cloudbasierten Applikationen für Komponenten, Systeme und L?sungen im Bereich der Elektrotechnik, Elektronik und Automation ist eine unserer t?glichen Herausforderungen, der wir uns im Team stellen, um CO2-kritische Prozesse in der Wertsch?pfungskette sichtbar zu machen,“ so Mathias We?elmann, Gesch?ftsführer der Phoenix Contact Smart Business GmbH.