Am Dienstag, 29. Oktober, er?ffnete Prof. Dr. Michael Hofmann vom Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universit?t Paderborn an der Hebrew University in Jerusalem eine sechsteilige Vortragsreihe zur F?rderung deutschsprachiger Kultur- und Literaturwissenschaften in Israel. Die Reihe wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gef?rdert und vom Ausw?rtigen Amt finanziell unterstützt. Organisator ist Prof. Dr. Michael Fisch, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsch-Jüdische Literatur und Kulturstudien an der Hebrew University.
Michael Hofmann, der an der Universit?t Paderborn seit 2004 die Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik inne hat, beleuchtete in seinem Er?ffnungsvortrag die Geschichtsphilosophie, Religion und Interkulturalit?t in den Werken des deutsch-jüdischen Philosophen Walter Benjamin. Dabei ging es darum zu zeigen, wie in Benjamins Theorie der ?bersetzung und in seinen messianischen Denkbewegungen religi?se Ans?tze so fruchtbar gemacht werden, dass sie auch im Kontext s?kularen Denkens eine wichtige Bedeutung erlangen k?nnen. Interkulturalit?t kann dadurch im Kontext des Denkens Benjamins eine besondere theoretische Auspr?gung erlangen, so dass die verschiedenen Kulturen als Auspr?gungen einer umfassenden Suche nach Sinn und Totalit?t begriffen werden. Die aus religi?sen Kontexten vertrauten Begriffe der Toleranz und der Wertsch?tzung des anderen Glaubens lassen sich auf ein Kulturmodell übertragen, in dem Vielfalt einerseits als Grundlage gemeinsamen Strebens, andererseits aber als das Ensemble spezifischer Auspr?gungen dieses Strebens begriffen werden kann.
Seine ?berlegungen zu Walter Benjamin an der Hebrew University vorzustellen, war für den Paderborner Germanisten Michael Hofmann eine besondere Erfahrung. In einem von Konflikten gepr?gten gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld bietet die Hebrew University auch pal?stinensischen Studierenden einen Ort der Bildung (30 Prozent der Studierenden sind Pal?stinenser) und ist somit nicht nur ein Ort wissenschaftlicher Exzellenz, sondern auch ein Zentrum des Dialogs zwischen Gruppen und Menschen, die sich h?ufig als Feinde erleben. Die Jerusalemer Germanistik greift in besonderer Weise auf die Tradition der deutsch-jüdischen Literatur und Kultur zurück und verwendet die Impulse einer interkulturellen Literaturwissenschaft dafür, in Deutschland wie in Israel gegen Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus und für die interkulturelle und interreligi?se Verst?ndigung einzutreten.