Potenziale nutzen, Herausforderungen meistern – Neues Forschungsprojekt der Universit?t Paderborn
Was früher der Videowagen war, sind heute Tablet und Co.: Die Digitalisierung hat auch in den Klassenzimmern l?ngst Einzug gehalten. Das bringt nicht nur Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler mit sich, sondern auch für die Lehrkr?fte. Welche neuen Formen der Zusammenarbeit sich daraus ergeben und welchen Stellenwert die Kooperation bei Lehr- und Lernprozessen einnimmt, ist jetzt Gegenstand eines Forschungsprojekts an der Universit?t Paderborn. Zum Projekt geh?rt auch die Entwicklung eines Instruments, das mit der Digitalisierung verbundene Formen der Lehrerkooperation misst. ?Medienbezogene Lehrerkooperation als Schulqualit?tsmerkmal in der digitalen Welt“, kurz MeLe, verfolgt langfristig das Ziel, wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualit?t zu gewinnen. Au?erdem sollen Gelingensbedingungen für die Implementation digitaler Medien aufgezeigt werden. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm ?Empirische Bildungsforschung“ (Digitalisierung I) mit rund 424.000 Euro unterstützt.
?Potenzial wird nicht vollst?ndig ausgesch?pft“
?Schulen stehen vor der Herausforderung, Schülerinnen und Schülern den kompetenten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln“, erkl?rt Projektleiterin Dr. Kerstin Drossel vom Paderborner Institut für Erziehungswissenschaft. ? Bei MeLe erwarten wir Erkenntnisse darüber, wie Lehrkr?fte ihre Zusammenarbeit im Zuge der Digitalisierung gestalten, und untersuchen, welche Zusammenh?nge sich mit einer erfolgreichen Nutzung digitaler Medien im Unterricht aufzeigen lassen,“ so die Wissenschaftlerin. Auch die st?ndige mediale Weiterentwicklung, die an eine dauerhafte technische und p?dagogische Anpassung auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer gebunden sei, k?nne im Team besser bew?ltigt werden.
Allerdings hinke Deutschland auf diesem Gebiet hinterher, wie Drossel erkl?rt: ?Im internationalen Vergleich f?llt auf, dass Lehrkr?fte in Deutschland seltener bei digitalisierungsbezogenen Themen zusammenarbeiten als in anderen L?ndern. Das hei?t, das Potenzial, das Kooperationen bieten, wird nicht vollst?ndig ausgesch?pft“. Dabei sei dessen Bedeutsamkeit für viele Aspekte der Schulqualit?t bekannt. Beispielsweise k?nne sich dadurch das Schulklima verbessern. Lehrkr?fte k?nnten durch das Teilen von Materialien oder ganzen Unterrichtsreihen Zeit sparen, die sie dann anderweitig und vor allem gewinnbringend investieren k?nnten.
Bislang sei aber unklar, welche Formen der Zusammenarbeit sich überhaupt aus der Digitalisierung ergeben. ?Aktuell gibt es kein Instrument, das diese neuen Formen der Kooperation vollst?ndig erfasst. Das hat u. a. zur Folge, dass bisherige Erkenntnisse zur Kooperation im Zeitalter der Digitalisierung immer nur einen kleinen Ausschnitt beleuchten“, stellt Drossel fest.
Kooperationen messbar machen
Um das zu ?ndern, entwickeln die Wissenschaftlerinnen ein an Kriterien orientiertes Instrument, das in einer repr?sentativen Gruppe mit Lehrkr?ften der Sekundarstufe I eingesetzt und anschlie?end ausgewertet wird. Dazu Drossel: ?In den vergangenen Wochen hat unsere Doktorandin Meike Drescher in ganz Deutschland Interviews mit Lehrkr?ften durchgeführt, die ihr berichtet haben, wie sich die Zusammenarbeit im Hinblick auf die Digitalisierung gestaltet. N?chsten Monat werden Expertinnen und Experten aus Schule, Wissenschaft und Bildungsadministration in der Universit?t Paderborn zusammenkommen, um die Ergebnisse der Interviews zu einem Instrument zusammenstellen. Durch die Einbeziehung unterschiedlicher schulischer Akteure wird gew?hrleistet, dass verschiedene Perspektiven auf die Thematik berücksichtigt werden k?nnen“. Das Instrument wird anschlie?end in sechs Schulen getestet, bevor letztlich die bundesweite und repr?sentative Befragung unter Lehrkr?ften der Sekundarstufe I stattfindet, um im Zuge dessen auch Potenziale und Herausforderungen der Kooperation zu identifizieren. Bis Ende 2021 sollen Ergebnisse und ein deutschlandweit einsetzbares Instrument vorliegen.
Nina Reckendorf, Stabsstelle Presse und Kommunikation
