Religion und Religionen – ein Auslaufmodell? Am Mittwoch, 6. Februar, diskutierten Experten auf Einladung des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universit?t Paderborn im Paderborner Rathaus über das Verh?ltnis von Staat und Religion. Die Journalistin Susanne Fritz moderierte.
Weltweit betrachtet nehme die Bedeutung von Religion eher zu, so dass ein europ?ischer ?Analphabetismus“ auf diesem Gebiet für die internationale Politik schlecht sei, gab Dr. Annette Schavan, ehemalige Bundesbildungsministerin und zuletzt deutsche Botschafterin im Vatikan, zu Beginn der Diskussion zu bedenken. Deutschlandfunk-Journalistin Christiane Florin konstatierte, hierzulande müssten sich alle Religionen gefallen lassen, an gesellschaftlichen Rechten gemessen zu werden. Neben der Religion brauche es immer auch eine wache Religionskritik.
Elisa Klapheck, Rabbinerin in Frankfurt und Professorin für Jüdische Studien an der Universit?t Paderborn, mahnte das kritische Engagement von Gl?ubigen in der Gesellschaft an. Es sei nicht die Aufgabe von Religion zu erstarren, sondern Antworten auf Fragen der Gegenwart zu geben. Für Hans-Joachim H?hn, Professor für Systematische Theologie an der Universit?t zu K?ln, sollte Religion eine prophetisch-kritische Rolle gegenüber dem Staat einnehmen. Der Wissenschaftler kritisierte die g?ngige Strategie religi?ser Würdentr?ger, sich als Moral- und Sinngeneratoren zu pr?sentieren.
Ob Burkaverbot oder Moscheebau: Die meisten Religionsdebatten haben derzeit mit ?dem Islam“ zu tun. Muslime seien dabei mitunter Projektionsfl?che unterschiedlicher Wünsche, Grunds?tzliches am Verh?ltnis von Staat und Religion zu ver?ndern, kritisierte Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Mazyek betonte, dass er die kooperative Trennung von Staat und Religion sch?tze, es aber gleiche Standards für alle brauche. Die Gesellschaft müsse lernen, mit Religionen umzugehen, die nicht in gleicher Weise wie die christlichen Kirchen organisiert seien.
Insgesamt, so waren sich die Diskutanten einig, sollte das Verh?ltnis von Staat und Religion durch kritische Zusammenarbeit statt durch Trennung gepr?gt sein.