So­ci­al Me­dia in der zi­vi­len Ge­fah­re­n­ab­wehr

EU-Forschungsprojekt ?EmerGent“ erfolgreich beendet

Das europ?ische Forschungsprojekt ?EmerGent“ (Emergency Management in Social Media Generation) der Universit?t Paderborn, das den Einfluss von sozialen Medien wie Facebook oder Twitter auf Notfallsituationen untersucht, geht nach drei Jahren Forschungsarbeit erfolgreich zu Ende. Im September fand im Ausbildungszentrum der Feuerwehr Dortmund die finale Begutachtung durch Vertreterinnen und Vertreter der Europ?ischen Union (EU) statt, die für das Vorhaben insgesamt 3,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. 

Unter Koordination des Fachgebiets ?Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung“ (C.I.K.) hat die Universit?t Paderborn zusammen mit neun weiteren Projektpartnern die vielf?ltigen Einflüsse sozialer Medien – positiv wie negativ – auf die zivile Gefahrenabwehr erforscht. Konkret ging es bei dem Vorhaben darum, Menschen im Notfall für eine bessere Erfassung der Gesamtlage einzubinden, Betroffene bei ihrer Selbsthilfe zu unterstützen und freiwillige Helfer aus der Bev?lkerung zu koordinieren.

Neben der Vorstellung der Forschungsergebnisse wurde eine Live-Demonstration des EmerGent IT-Systems auf dem Ausbildungsgel?nde der Feuerwehr Dortmund durchgeführt. Der Hintergrund: Für die Studien hat EmerGent eine Software entwickelt, die die automatische Auswertung von Daten erm?glicht. Ziel war es, die Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Notfalldiensten, die mit riesigen Datenmengen einhergeht, zu untersuchen. Die Ergebnisse sind in die Erstellung von Handlungsempfehlungen zur Einbindung von sozialen Medien vor, w?hrend und nach Schadenslagen eingeflossen.

Handlungsempfehlungen für Bürger und Beh?rden

?Mit seinen Ergebnissen hat EmerGent einen direkten Einfluss auf die zukünftige Verwendung von sozialen Medien in der zivilen Gefahrenabwehr“, erkl?rt Prof. Dr. Rainer Koch vom C.I.K., der das Vorhaben koordiniert hat. ?Aus der Projektarbeit resultieren diverse Handlungsempfehlungen für Bürger und Beh?rden, die den zunehmenden Wunsch beider Gruppen aufgreifen, soziale Medien verst?rkt in die Gefahrenabwehr einzubinden.“ Die Empfehlungen zeigen Beh?rden wie Polizei oder Feuerwehr unter anderem, wie sie soziale Medien in ihre Prozesse einbinden und wie sie welche Informationen bestm?glich verbreiten. Dazu Koch: ?Dabei wird insbesondere auf eine andauernde und intensive Interaktion gesetzt, um so die Informationen im Bewusstsein der Bürger zu halten. Bei den Handlungsempfehlungen für Bürger kommt es darauf an, wie sie mit den Beh?rden interagieren und welche Informationen sie selbst teilen sollten, insbesondere mit Blick darauf, die Beh?rden in ihrer Arbeit zu unterstützen und nicht zu hindern“.

Neben den Handlungsempfehlungen wird den Beh?rden eine gebrauchsfertige Software pr?sentiert, die der Analyse und Auswertung relevanter Daten aus den sozialen Medien dient. Mit dieser Software k?nnen die Beh?rden sehen, welche Informationen aktuell in ihren Zust?ndigkeitsbereichen ver?ffentlicht werden. Eine weitere Besonderheit ist die Berechnung der Informationsqualit?t von Nachrichten aus sozialen Medien. Hier wird unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien wie der Autorenglaubwürdigkeit ein sogenannter Informationsqualit?tswert ermittelt.

?Ein Drittel der Bürger in Europa nutzt soziale Medien in Notfallsituationen“

?EmerGent hat gezeigt, dass soziale Medien in der heutigen Gefahrenabwehr einen immer wichtigeren Stellenwert bekommen. Durch den richtigen Einsatz kann das sogenannte Lagebild-Situationsbewusstsein verbessert werden. Unsere Studien haben belegt, dass bereits jetzt rund ein Drittel der Bürger in Europa soziale Medien in Notfallsituationen nutzt. Rund zwei Drittel der Bürger erwarten von den Beh?rden eine Pr?senz in den sozialen Medien und die entsprechende Nutzung und Verbreitung von Informationen“, erkl?rt Koch. Auch in den Beh?rden sei dies mittlerweile bekannt: So geben aktuell 20 Prozent der Beh?rden an, dass sie soziale Medien nutzen, um das jeweilige Situationsbewusstsein zu steigern. ?Aber über die H?lfte der befragten Beh?rden denkt, dass sie Social Media in Zukunft definitiv nutzen sollten“, erg?nzt der Experte.

Vergleichbare Entwicklungen seien auch beim Teilen von Informationen und der Kommunikation mit den Bürgern zu beobachten. Die gr??ten Bedenken, die Bürger und Beh?rden in Bezug auf soziale Medien haben, betreffen den Datenschutz und sogenannte ?Fake News“. Auch hier setzt EmerGent bereits mit seinen Handlungsempfehlungen an, was in Zukunft allerdings noch verst?rkt betrachtet werden müsse, so Koch.

Künftig soll das System bei einzelnen Anwendern im Realbetrieb genutzt und aus den Handlungsempfehlungen Vorschl?ge für internationale Standards abgeleitet werden.

Text: Matthias Habdank, Nina Reckendorf

Foto (Feuerwehr Dortmund/Montage Maa?): Soziale Medien bekommen einen immer h?heren Stellenwert in der zivilen Gefahrenabwehr.
Foto (Universit?t Paderborn): Prof. Dr. Rainer Koch hat das Vorhaben koordiniert.

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Dr.-Ing. Matthias Habdank

Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung (bis 2022)

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