Wie Bil­dung mess­bar wird – Pa­der­bor­ner Wirt­schafts­p?d­ago­gen ent­wi­ckeln Kon­zep­te zur Op­ti­mie­rung der deut­schen Bil­dungs­land­schaft

Mit dem Anspruch ?Bildung für alle“ und dem Projekt ?ImTransRegio“ (Implementation von Transferagenturen als regionale Innovationszentren) hatten sich die Paderborner Wirtschaftsp?dagogen unter Führung der renommierten Bildungsforscher Prof. Dr. Peter F. E. Sloane und Prof. Dr. Dieter Euler (Universit?t St. Gallen) vor knapp drei Jahren eine Aufgabe gestellt: ?Auf wissenschaftlicher Grundlage die Konzepte für das Zustandekommen eines übergreifenden kommunalen Bildungsmanagements zu entwickeln“, so Sloane. Agenturen wie z. B. die Münsteraner ?Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement NRW“ laufen durch die tatkr?ftige Unterstützung des Diplom-P?dagogen Johannes Schnurr samt Team rund. Die ersten Konzepte werden von bildungspolitisch besonders interessierten Kommunen umgesetzt.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) angesto?ene und gef?rderte Mammutprojekt ?Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement“ geht jetzt, unterstützt durch die Programme ?Bildung integriert“ und ?Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte", in die Breite. Die Stadt Hagen liefert im synergetischen Dreiklang Forschung (Universit?t Paderborn), Unterstützung der Kommunen durch Transferagenturen (Transferagentur NRW, Münster) und Kommunale Umsetzung vor Ort (Stadt Hagen) ein besonders gutes Beispiel für zukunftsorientiertes Bildungsmanagement und -monitoring.
 

In Hagen ist Bildung Chefsache

Als früherer Gesch?ftsführer der kommunalen und regionalen Entwicklungsagentur ?agentur mark“ (Dienstleistungen in den Feldern Arbeit, Bildung und Unternehmensentwicklung) wusste Hagens Oberbürgermeister (OB) Erik O. Schulz um den hohen Stellenwert von Bildung bzw. des Bildungsmanagements für seine Stadt. Denn als OB erkannte er sofort die Chancen, die im BMBF-Programm ?Bildung integriert“ für die Stadt liegen, und machte das Projekt als Vorsitzender des Lenkungskreises zur Chefsache. Schulz: ?Durch ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement werden Handlungsbedarfe und Ressourcen sichtbar, die dann wiederum zielgerichtetes gemeinsames Handeln f?rdern.“

Der Lenkungskreis legt die Arbeitsstrukturen fest, ber?t und definiert Empfehlungen bzw. vergibt Auftr?ge über die Projektleitung (Fachbereichsleitung Bildung) für das Bildungsmanagement/-monitoring in Hagen. Hier werden die Impulse des Lenkungskreises aufgenommen und umgesetzt. Informationen und m?gliche Bedarfe werden im Gegenzug über die Projektleitung (Fachbereichsleitung Bildung) an den Lenkungskreis transportiert. Politische Gremien wie Ausschüsse und Rat werden in den grundlegenden Handlungsfeldern rechtzeitig durch den Oberbürgermeister eingebunden. Die Ausschüsse bearbeiten die sachlichen Fragestellungen, tauschen sich aus und bereiten bei Bedarf eine Beschlussfassung vor, die im Rat dann entschieden wird.
 

Hagener Bildungsatlas: Ganzheitlicher Blick auf die Bildungslandschaft der Stadt

In Diplom-Verwaltungswirt und Amtsrat Peter Hartmann und der Erziehungswissenschaftlerin Lea H?rnschemeyer fand Schulz zwei engagierte Begleiter und ?Treiber“ des Programms auf Arbeitsebene, die sich in ihren F?higkeiten erg?nzen. In interdisziplin?rer Zusammenarbeit mit relevanten Dezernats- und Fachbereichsleitungen, Transferagentur NRW, Agentur für Arbeit, Kreishandwerkerschaft, Fernuniversit?t Hagen, Wohlfahrtsverb?nden usw. entwickelte man Strukturen mit dem Ziel, auf Grundlage gesicherter Daten zum einen Bildungsüberg?nge kritisch zu hinterfragen und zum anderen über ein umfassendes Datenmonitoring die Bildungskette der Menschen in s?mtlichen Sozialr?umen der Stadt und in allen Lebensphasen zu erfassen. ?Wir brauchen am Anfang Fragestellungen aus allen Richtungen, um am Ende konkrete Handlungsempfehlungen für die Entwicklung der Bildungswege in Hagen geben zu k?nnen“, erl?utert Peter Hartmann.
 

Sichere Datenbasis erm?glicht konkrete Bildungsprojekte

Lea H?rnschemeyer macht das an einem Beispiel deutlich: ?Durch Bildungsmonitoring wird es zukünftig m?glich sein, in den verschiedenen Sozialr?umen der Stadt den Anteil der Kinder mit mangelnder Sprachkompetenz in der deutschen Sprache darzustellen und mit Hilfe des Bildungsmanagements gegebenenfalls punktgenau zu optimieren. Ergebnisse werden u. a. in unserem neuen Hagener Bildungsatlas, der jedem Bildungsakteur und allen Bürgern zug?nglich ist, ver?ffentlicht.“ Das solle einen ganzheitlichen Blick auf die Bildungslandschaft erm?glichen und aussagef?hige Ergebnisse aufzeigen. Natürlich stellt sich irgendwann einmal auch die Frage, inwiefern so ermittelte Handlungsbedarfe zu konkreten und realisierbaren Projekten werden k?nnen. Doch auch dafür haben die Hagener Bildungsakteure eine L?sung gefunden. Hartmann: ?Wir suchen den Kontakt zu unterschiedlichsten Stiftungen und arbeiten bereits mit einigen zusammen.“
 

Universit?ten Paderborn und St. Gallen: Kontinuierliche Entwicklung einer umfassenden Bildungskonzeption

Wenn auch so manche Unterstützung von au?en wie z. B. die Forschungsarbeiten der Paderborner Wissenschaftler in Hagen nicht immer sichtbar werden, so sind sie doch kontinuierlich vorhanden und werden st?ndig weiterentwickelt. Denn im Hintergrund arbeitet mit bundesministerieller Unterstützung ein gro?es Team Paderborner Wirtschaftsp?dagogen unter Leitung von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane und Projektkoordinator Dr. Helmut Schr?der. In enger Zusammenarbeit mit der Transferagentur NRW und dicht vernetzt mit sieben (von insgesamt neun) weiteren deutschen Transferagenturen an 13 Standorten werten die Wissenschaftler die Erfahrungen aus anderen Kommunen aus und entwickeln ihre Bildungskonzeption st?ndig weiter. Deren Ergebnisse werden Kommunen wie Hagen von den Transferagenturen angeboten.
 

Forscher machen Bildungssituation in ganz Deutschland transparent

Aus dieser Perspektive gesehen arbeiten die Paderborner Wirtschaftsp?dagogen am Zustandekommen eines übergreifenden kommunalen Bildungsmanagements. Sloane: ?Wir erforschen in Folge des seit 2009 vom BMBF gef?rderten Modellprogramms ?Lernen vor Ort’, ob die mit den damals beteiligten Kommunen gewonnenen Erkenntnisse auf ganz Deutschland anwendbar sind.“ Auf diese Weise wird die tats?chliche Bildungssituation in ganz Deutschland transparent und berechenbar mit dem gro?en Ziel, Defizite und mangelnde Bildungsinfrastrukturen mit verl?sslich wissenschaftlicher Methodik zu verbessern. Die Bildungslandschaft Deutschland wird sich so stetig optimieren lassen.
 

Weitere Informationen:

Die Transferagentur NRW in Münster – Kommunen lernen voneinander!

?Die Transferagentur NRW – gef?rdert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung – ist eine von neun bundesweit agierenden Agenturen und Ansprechpartnerin für Kommunen. Ihr Tr?ger ist das Institut für Soziale Arbeit (ISA e. V.) in Münster. Die Transferagentur bietet Unterstützung bei der Weiterentwicklung des kommunalen Bildungsmanagements und arbeitet mit und für Kommunen, um im Auftrag eines kommunalen Bildungsmanagements gute Rahmenbedingungen für gelingende Bildungsbiographien zu schaffen – unabh?ngig von sozialer Herkunft. Mit dem Ansatz ?Kommunen lernen voneinander’ legt sie mit wissenschaftlicher Unterstützung die Schwerpunkte auf die Organisation der Lernumgebung, die fachliche Zusammenarbeit mit den Kommunen und die Moderation von Prozessen. Transferprozesse erm?glichen Zug?nge zu Produkten, Prozess- und Strukturinnovationen sowie zum Erwerb von Expertenwissen und Erfahrungen aus dem Programm ?Lernen vor Ort’ und anderen Bildungsprogrammen. Kommunen k?nnen so von erprobtem Wissen und Erfahrungen profitieren.“

Johannes Schnurr, Projektleiter Transferagentur NRW

Foto (Universit?t Paderborn, Reinhard Schwarz): (v. l.) Dr. Helmut Schr?der und Prof. Dr. Peter F.E. Sloane.
Foto (Universit?t Paderborn, Reinhard Schwarz): (v. l.) Dr. Helmut Schr?der und Prof. Dr. Peter F.E. Sloane.
Foto (Universit?t Paderborn, Reinhard Schwarz): Lea H?rnschemeyer und Peter Hartmann, Projektkoordinatoren Stadt Hagen.
Foto (Universit?t Paderborn, Reinhard Schwarz): Lea H?rnschemeyer und Peter Hartmann, Projektkoordinatoren Stadt Hagen.
Foto (Stadt Hagen): Erik O. Schulz, Oberbürgermeister der Stadt Hagen.
Foto (Stadt Hagen): Erik O. Schulz, Oberbürgermeister der Stadt Hagen.