Informatiker, Arbeitswissenschaftler und Chemiker gestalten die Zukunft
Der schnelle Wandel in der Wissens- und Informationsgesellschaft führt dazu, dass eine einmalige Ausbildung zu Beginn des Berufslebens nicht für den gesamten Zeitraum der Erwerbsarbeit ausreichend ist. Neue Anforderungen werden gestellt und neue Kompetenzen müssen erworben werden. Hinzu kommt der zunehmende Fachkr?ftemangel, der die Unternehmen zu mehr Flexibilit?t bei der Einstellung neuer Mitarbeiter zwingt. Lebensbegleitendes Lernen ist ebenso gefragt wie die M?glichkeit, Quereinsteiger mit unterschiedlichen Bildungsbiografien einzustellen. Die Verbesserung der Durchl?ssigkeit in der Aus- und Weiterbildung ist ein Problem, das Besch?ftigte wie Unternehmen gleicherma?en betrifft.
Im Rahmen des DAWINCI-Projekts soll ein Unterstützungskonzept für die berufliche Aus- und Weiterbildung entwickelt werden, mit dem die ?berg?nge zwischen den unterschiedlichen Ausbildungsphasen flexibler und nachhaltiger gestaltet werden k?nnen: DAWINCI steht für ?Durchl?ssigkeit in der Aus- und Weiterbildung in der Chemischen Industrie“. Dazu entwickeln die beteiligten Chemie-Partner E-Learning Module, die besonders durchl?ssigkeitsrelevant sind. Parallel entwickeln Arbeitswissenschaftler der Universit?t Paderborn ein Kompetenzmodell, das die Vergleichbarkeit und damit die Anrechenbarkeit der Lernleistungen erm?glichen soll.
Hier kommt jetzt die Informatik ins Spiel, denn ohne eine E-Learning-Plattform, die sowohl die Bereitstellung der Inhalte und die Abwicklung der Lernprozesse als auch die Verwaltung der Ergebnisse in Form eines E-Portfolios unterstützt, sind solche Prozesse nicht zukunftstauglich. Dipl.-Inform. Dominik Niehus vom Fachgebiet Kontextuelle Informatik kümmert sich unter der Leitung von Herrn Prof. Dr.-Ing. Reinhard Keil um die technische Umsetzung des Vorhabens. Niehus entwickelt eine E-Learning-Plattform, die auf drei S?ulen aufbaut: der Abwicklung von Lernprozessen, der Durchführung von Prüfungen und der Einordnung und Verwaltung von Lernleistungen in einem E-Portfolio.
?ber die Plattform werden durchl?ssigkeitsrelevante Lehrinhalte vermittelt und angeeignet, die sowohl ?Hard-" als auch ?Softskills“ betreffen. Zur Einordnung der Ergebnisse nutzt die Plattform ein Kompetenzmodell, das aus den Ausbildungsverordnungen abgeleitet worden ist. ?Das E-Portfolio“, führt Niehus aus, ?verk?rpert ein digitales Kompetenzmodell, das somit Aufschluss über das Wissen und K?nnen des Einzelnen liefert. Diese Verknüpfung zwischen E-Portfolio und Kompetenzmodell wurde bisher weltweit sowohl technisch als auch praktisch noch nicht vorgenommen.“ Die E-Learning Plattform verk?rpert somit ein innovatives Werkzeug, das durchl?ssigkeitsrelevante Inhalte und individuelle Kompetenzprofile verknüpft und damit auch die Identifizierung von Kompetenzdefiziten erm?glicht.
In einem ersten Testlauf mit 24 Schülern am Chemiekompetenzzentrum Marl (Chemkom) konnte die Plattform bereits ihre Leistungsf?higkeit beweisen. Nach einer zweistündigen Schulung durch die WBT- (Web Based Training) Module wurde das Wissen der Lernenden anhand eines Multiple Choice Tests abgeprüft. Der Testlauf diente zwar vor allem der Erhebung von technischen und inhaltlichen Fehlern, doch nutzten die Schüler schon rege und eigenst?ndig diverse weitere Funktionen der Plattform, wie beispielsweise das Anlegen eines Profils oder die Organisation von Arbeitsgruppen. ?Bis zum Ende des Projektes sollen weitere Inhalte bereitgestellt und mit dem Kompetenzmodell verknüpft werden“ erkl?rt Niehus abschlie?end.
Das dreij?hrige DAWINCI-Projekt startete im M?rz 2009 und wird vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) und dem ESF (Europ?ischer Sozialfonds für Deutschland) gef?rdert. Unter der Konsortialführung der Universit?t Paderborn sind Chemkom e.V. (Marl), Creos GmbH (Bielefeld), Infracor GmbH (Marl), Provadis GmbH (Frankfurt) und Industriepark Wolfgang GmbH (Hanau) weitere Partner des Projekts.
Kontakt:
Dipl.-Inform.Dominik Niehus
Fachgebiet Kontextuelle Informatik
05251 60-6415
niehus[at]hni.uni-paderborn.de
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