Aufbau eines Studiengangs für Islamische Theologie und Religionsp?dagogik – Ziel Ausbildung islamischer Religionslehrer
Das im November 2009 neu gegründete Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK) an der Universit?t Paderborn wurde am gestrigen Mittwoch, 19.5., mit einem akademischen Festakt offiziell er?ffnet. Das Zentrum, das den Dialog zwischen den Religionen f?rdern will, legt seinen Fokus zun?chst auf den Aufbau der islamischen Theologie und Religionsp?dagogik. In den n?chsten Jahren soll die Ausweitung auf andere nichtchristliche Theologien folgen.
Gerade im konfessionell stark katholisch gepr?gten Paderborn ein solch interreligi?ses Zentrum zu installieren, sei ungew?hnlich und logisch zugleich, so Prof. Dr. Klaus von Stosch, katholischer Theologe und Vorsitzender des ZeKK. ?Bisher gab es die M?glichkeit, eine konfessionelle Theologie oder Religionswissenschaft zu studieren. Das eine bedeutet eine Innen-, das andere eine Au?enperspektive auf Religion. In unserem Zentrum verbinden wir beides. Unsere Studierenden sind oft in einem Glauben verankert, k?nnen aber auch eine andere Seite entdecken“, erkl?rte seine Kollegin und evangelische Theologin Prof. Dr. Helga Kuhlmann zum Hintergrund der neuen Forschungseinrichtung.
In diese Richtung argumentierte auch Prof. Dr. Jürgen Werbick, Lehrstuhlinhaber für Fundamentaltheologie an der Universit?t Münster, in seinem Festvortrag. Er pl?dierte für eine ?Erweiterung der Perspektiven“: ?Theologie artikuliert Glauben und keiner sollte den eigenen Glaubenshorizont verlassen, aber ein Blick über den Tellerrand kann ihn unglaublich erweitern.“ Neben dem Vergleich mit anderen Religionen soll die Theologie im ZeKK auch in den Kontext anderer Kulturwissenschaften eingebettet werden. So arbeiten insgesamt 27 Professorinnen und Professoren der Fakult?t für Kulturwissenschaften im Zentrum mit. Germanistik-Professor Michael Hofmann stellte exemplarisch ein Projekt zur Interkulturalit?t und zum interreligi?sen Diskurs in der Literatur vor.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des ZeKK pr?sentierten ihre Arbeit für den Aufbau eines Studiengangs für Islamische Theologie und Religionsp?dagogik. Ziel soll auch die Ausbildung islamischer Religionslehrer sein. Dazu soll das Paderborner Zentrum international – vor allem mit traditionell muslimischen L?ndern wie dem Iran oder dem Libanon – vernetzt werden, etwa durch Forschungsreisen, Studienaufenthalte oder Tagungen. Jetzt schon gibt es Gastprofessuren für islamische Theologie an der Uni Paderborn.
Die Stiftung Mercator f?rdert das neue Zentrum in den n?chsten drei Jahren mit 415 000 Euro. Davon werden seit Februar 2010 unter anderem zwei Promotionsstellen finanziert. Dr. Cornelia Schu, Projektmanagerin des Kompetenzzentrums ?Wissenschaft“ der Stiftung Mercator, sieht in der Arbeit des Zentrums einen gro?en Beitrag zur Integration: ?Von den vier Millionen Musliminnen und Muslimen in Deutschland wünschen sich viele einen islamischen Religionsunterricht. Ihnen diesen anzubieten, ist ein Zeichen des Respekts.“
Auch Universit?tspr?sident Prof. Dr. Nikolaus Risch bezeichnete den Islamunterricht als Schlüssel zur Integration. Dazu sei eine Etablierung islamischer Theologie nach den Standards moderner Wissenschaft notwendig, der Weg über den interreligi?sen Dialog eine Chance. ?Interdisziplinarit?t und Kooperation sind auch ein Markenzeichen unserer Universit?t.“
Das Thema Islamische Theologie in Deutschland behandelte auch eine ?ffentliche Podiumsdiskussion am Abend. An der innermuslimischen Debatte beteiligten sich Prof. Dr. em. Hüseyin Atay von der Universit?t Ankara, der in diesem Sommersemester als einer der Gastprofessoren am ZeKK islamische Theologie lehrt, Dr. Mouhanad Khorchide, Professorenvertreter für den Lehrstuhl Islamische Religionsp?dagogik der Universit?t Münster sowie Hamideh Mohagheghi und Muna Tatari von der Universit?t Paderborn.
Mohagheghi, Lehrbeauftragte und Teilnehmerin der Islamkonferenz, betonte, wie wichtig es für muslimische Kinder sei, eine Sprachf?higkeit bezüglich ihrer Religion zu entwickeln. Nur dann k?nnten sie fest in ihrem Glauben stehen und gleichzeitig dialogf?hig sein. ?Ein institutionalisierter islamischer Religionsunterricht gibt au?erdem das Gefühl, Teil der Gesellschaft zu sein.“ Religionsp?dagoge Khorchide vertrat die These, dass ein Alltagsbezug bei der Vermittlung des Islam hergestellt werden müsse. Deshalb dürfe auch die Islamische Theologie nicht abstrakt sein: ?Der Koran muss immer im Kontext interpretiert werden.“ In Konfrontation mit der europ?ischen Moderne und im Austausch mit anderen Religionen – etwa im Rahmen des ZeKK – sei eine Bereicherung und Weiterentwicklung der Islamischen Theologie m?glich.
Das ZeKK im Internet: www.upb.de/zekk