Was wird TikTok-Nutzer*innen beim Start der App angezeigt? In welche Nischen werden sie geleitet? Wie und wo entstehen Trends? Das will der Forschungsverbund ?DataSkop“ unter der Leitung der gemeinnützigen Organisation ?AlgorithmWatch“ in den kommenden Monaten herausfinden. Vom 26. Januar bis zum 31. M?rz k?nnen Nutzer*innen ihre Daten dem Projekt zur Verfügung stellen. Mithilfe dieser Datens?tze lassen sich Einblicke in die Funktionsweisen des Empfehlungsalgorithmus von TikTok gewinnen. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gef?rderten Datenspende-Projekt sind Wissenschaftler*innen der Universit?t Paderborn, der European New School of Digital Studies, der Europa-Universit?t Viadrina, der Fachhochschule Potsdam und des Vereins Mediale Pfade beteiligt.
Empfehlungsalgorithmus besser verstehen
Auf Social-Media-Plattformen polarisieren h?ufig Inhalte, die auf falschen oder verachtenden Aussagen basieren – mit realen Folgen für die Nutzer*innen. Dies gilt auch für das Videoportal TikTok, das in jüngster Vergangenheit zu heftigen Diskussionen geführt hat: wegen der Verbreitung russischer Propaganda, unzureichendem Jugendschutz oder auch diskriminierender Einschr?nkung von Inhalten. TikTok ist mit über einer Milliarde Nutzer*innen eine der einflussreichsten Plattformen der Welt. Das ?DataSkop“-Projektteam will deshalb den TikTok-Empfehlungsalgorithmus mit echten Nutzungsdaten untersuchen. ?Uns interessiert beispielsweise, ob es Hinweise darauf gibt, dass die Plattform bestimmte Inhalte prominent in den sogenannten ?For-You-Feeds‘ platziert oder wie stark Themen wie der Krieg in der Ukraine, die Inflation, Hitzekatastrophen und Corona auf TikTok pr?sent waren“, so der Paderborner Teilprojektleiter Prof. Dr. Bardo Herzig. Social-Media-Unternehmen wie Meta, Google und Co. haben oft Kenntnis von den sch?dlichen Auswirkungen ihrer Algorithmen, verhindern aber unabh?ngige Forschung dazu. ?ber Datenspenden ist es m?glich, intransparente Funktionsweisen und Empfehlungsprinzipien algorithmischer Systeme zu untersuchen und Einblicke zu gewinnen.
Die Paderborner Wissenschaftler*innen nutzen die entwickelten Tools und die Projektergebnisse für die Medienbildung in der Schule. Die Auseinandersetzung damit, wie Nutzungsdaten in Empfehlungssystemen erhoben und verarbeitet werden, stellt einen wichtigen Baustein von Medien- und Datenkompetenzen dar. ?Insbesondere visuelle Zug?nge sind für Schüler*innen enorm wichtig, wenn es um undurchsichtige und schwer zu analysierende Nutzungsdaten geht“, so der Paderborner Medienp?dagoge und Projektmitarbeiter Emanuel Sarjevski.
Teilnahme an der Datenspende
An den Datenspenden k?nnen sich alle Interessierten beteiligen, indem sie eine Open-Source-Software von der Plattform Dataskop herunterladen, über die dann die Daten angefordert werden. Dabei handelt es sich um private Nutzungsdaten, zu deren Herausgabe die Plattformen aufgrund der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verpflichtet sind. Sobald diese Daten verfügbar sind, werden sie abgerufen. Die Nutzer*innen sehen daraufhin unterschiedliche Visualisierungen ihres eigenen Nutzungsverhaltens und k?nnen dann entscheiden, ob sie ihre Daten für das Projekt spenden m?chten.