Spe­ku­la­ti­ons­schlacht ?Ga­me­Stop-Ak­tie“: Stu­die be­legt ?r?u­be­ri­sches Ver­hal­ten“ von Klein­an­le­gern

 |  Forschung

Im Januar hat die GameStop-Aktie des gleichnamigen US-amerikanischen Videospielh?ndlers die Wall-Street in Aufregung versetzt: 365体育_足球比分网¥投注直播官网 war Epizentrum des ersten Falls eines von Kleinanleger*innen angefachten ?r?uberischen Handels“. Seit ein paar Tagen entflammt der Konflikt aufs Neue. Wissenschaftler*innen der Universit?t Paderborn haben untersucht, wer an der Spekulation teilgenommen hat, wie sich die Anleger*innen verhalten haben und inwieweit sich die pers?nlichen und handelstechnischen Merkmale der Investor*innen von denen regul?rer Kleinanleger*innen unterscheiden. Ihre Ergebnisse haben die Wirtschaftswissenschaftler*innen um Prof. Dr. Matthias Pelster jetzt im Fachmagazin ?Finance Research Letters“ ver?ffentlicht. 365体育_足球比分网¥投注直播官网 zeigen, dass der Vorfall kein Protest gegen die Wall Street war, sondern spekulativer Handel einer Gruppe von Kleinanleger*innen.

Der Fall zusammengefasst: Durch einen sogenannten ?Short Squeeze“, initiiert von GameStop-H?ndler*innen, wurde der Aktienkurs massiv in die H?he getrieben, zeitweise sogar um rund 1600 Prozent. Ziel der Anleger*innen war es, Leerverk?ufer*innen, die Basiswerte zuvor leihen und dann verkaufen, durch das koordinierte Kaufen von Aktien aus der Reserve zu locken. Dazu Pelster: ?Der starke Preisanstieg war allerdings keine Reaktion auf ein wirtschaftliches Ereignis – wie es in der Regel der Fall ist –, sondern ist weitgehend Kleinanlegern zuzuschreiben. In den Nachrichten wurde suggeriert, dass sie sich gegen die Wall Street stellen.“ Aus Sicht der Forschung sei das Ereignis laut Pelster deshalb so interessant, weil es den ersten Fall von r?uberischem Handel darstellt, der Kleinanleger*innen zuzuschreiben ist. ?Man spricht hier von ?Predatory Trading‘, das dann auftritt, wenn Anleger dem Markt Liquidit?t entziehen, anstatt sie bereitzustellen, indem sie in die gleiche Richtung wie ein – m?glicherweise notleidender – Gro?anleger handeln, um ihn zur Liquidation zu zwingen. Das führt zu einem ?berschie?en des Preises, was es den ?R?ubern‘ erm?glicht, Gewinne zu realisieren“, erkl?rt Pelster, Professor am Department ?Taxation, Accounting and Finance“ der Universit?t Paderborn. Inzwischen schnellt der Kurs wieder in die H?he, bislang aus ungekl?rten Gründen.

Die Ergebnisse der Paderborner Wissenschaftler*innen legen nahe: ?GameStop-H?ndler haben schon in der Vergangenheit h?ufig in spekulative Instrumente investiert, darunter in Aktien mit sogenannten lotterie?hnlichen Merkmalen. Au?erdem schlossen sie ihre Positionen mit gr??erer Wahrscheinlichkeit schon vor dem H?hepunkt der Episode im Januar“, erkl?rt Pelster. Und weiter: ?Obwohl die Kleinanleger immense Aufmerksamkeit in den Medien auf sich gezogen haben, wissen wir nicht, wer sie sind und warum sie mit GameStop-Aktien gehandelt haben. Wie nicht erst der Hype jedoch deutlich gezeigt hat, k?nnen Kleinanleger durch ihre Positionierung und ihren Orderflow, also durch viele K?ufe und Verk?ufe innerhalb kürzester Zeit, die Aktienkurse bewegen.“

Die Forscher*innen haben herausgefunden, dass sich das Profil der Kleinanleger*innen w?hrend des Rauschs ge?ndert hat. N?mlich dann, als die Aktie zunehmende Aufmerksamkeit in den Medien erhielt. Pelster: ?Interessanterweise finden wir auch eine betr?chtliche Anzahl von Kleinanlegern, die Anfang Januar Short-Positionen gegen GameStop einnahmen, was darauf hindeutet, dass die Darstellung in den Medien als Kampf zwischen Kleinanlegern und der Wall Street etwas unvollst?ndig ist. GameStop-Investoren haben in der Tendenz eher eine Vergangenheit im Handel mit hochvolatilen, also schwankenden, und lotterie?hnlichen Aktien. Diese spekulativen Anleger schlossen ihre Positionen eher vor dem H?hepunkt der Blase. Das wiederum legt nahe, dass die Entscheidung, mit GameStop-Aktien zu handeln, mit einer Anziehungskraft des Glücksspiels am Aktienmarkt einhergeht.“

Bei ihren Untersuchungen haben die Forscher*innen sogenannte Logit-Regressionen, das sind bestimme statistische Analyseverfahren, verwendet, um die Entscheidung zum Handel mit GameStop-Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt zu identifizieren. Dabei haben sie verschiedene Zeitr?ume unter die Lupe genommen, um die unterschiedlichen Phasen des Rauschs zu erfassen. Pelster nennt ein zentrales Ergebnis: ?Mit der Vorstellung übereinstimmend, dass Predatory Trading die Liquidit?t reduziert, wenn gro?e H?ndler sie am meisten brauchen, haben wir beobachtet, dass die Geld-Brief-Spanne der GameStop-Aktie in der zweiten Januarh?lfte 2021 deutlich zunahm. Der Geldkurs bezieht sich auf den Preis, zu dem Anleger bereit sind, ein Produkt zu kaufen. Der Briefkurs ist der Preis, zu dem Investoren eine Ware verkaufen. W?hrend die durchschnittliche Geld-Brief-Spanne 2020 noch 1 Cent betrug, belief sie sich zwischen dem 11. Januar und dem 1. Februar 2021 durchschnittlich auf 129 Cent. Diese Zahlen verdeutlichen die Illiquidit?t des Marktes zu einem Zeitpunkt, an dem die Liquidit?t für gro?e Leerverk?ufer am dringendsten ben?tigt wurde – ein wesentlicher Aspekt des Predatory Tradings.“ Dem Wissenschaftler zufolge gab es au?erdem zahlreiche Kleinanleger*innen, die Short-Positionen in GameStop eingegangen sind, was darauf hindeutet, dass Kleinanleger*innen anfangs auf beiden Seiten der Trades standen. ?Wir haben zu jeder Zeit K?ufe und Verk?ufe beobachten k?nnen. Auch wenn einige Experten das Verhalten der Kleinanleger als Protest gegen die Wall Street auffassen, deuten ihre Vorgeschichten mit hochriskantem Verhalten und die frühzeitige Schlie?ung ihrer GameStop-Positionen darauf hin, dass die Teilnahme bis zu einem gewissen Grad durch ihre Lust am Glücksspiel angeheizt wurde“, erl?utert Pelster. Abschlie?end r?umt er ein: ?Einige der GameStop-Investoren, die Teil unserer Stichprobe sind, verfolgen sicherlich keine r?uberischen Interessen, sondern sind echte Value-Investoren. Bei unseren Studien haben wir uns nur auf Privatanleger konzentriert und k?nnen daher nicht sagen, wie sich institutionelle Anleger verhalten haben. Als Verursacher des Short Squeeze wurden Kleinanleger identifiziert.“ 

Zur Studie: doi.org/10.1016/j.frl.2021.102140

[Anmerkung der Redaktion: ?Predatory Trading“ ist ein etablierter Fachbegriff, der gewisse Handelsstrategien wie beispielsweise einen Short Squeeze bezeichnet und übersetzt ?r?uberisches Handeln“ bedeutet.]

Nina Reckendorf, Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing

Symbolfoto (Universit?t Paderborn, Besim Mazhiqi): Wissenschaftler*innen der Universit?t Paderborn haben den Spekulationsfall rund um die GameStop-Aktie untersucht.

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