Der unbedingte Wille zur Sklaverei. Cristoforo da Canal und die Einführung unfreier Ruderer im 16. Jahrhundert
Overview
Untersucht wird die Einführung und Etablierung unfreier Ruderer auf venezianischen Galeeren im 16. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht dabei Cristoforo Da Canal, Admiral und Milit?rtheoretiker, dessen Schriften und politisches Wirken ma?geblich dazu beitrugen, dass die vormals auf freie Ruderer setzende Seerepublik Venedig Zwangsarbeit in ihrer Kriegsflotte akzeptierte. Besonders aufschlussreich ist Da Canals geschickte Verknüpfung humanistischer und christlicher Argumentationsmuster, um die Einführung einer als ?Sklaverei“ wahrgenommenen Praxis zu legitimieren.
Die Arbeit analysiert dazu neben Da Canals Milizia Marittima auch die Beschlüsse des venezianischen Senats, anhand derer sich die Debattenführung sowie die zunehmende Verrechtlichung und Institutionalisierung der Rudererzwangsarbeit nachzeichnen lassen. Dabei geht es sowohl um milit?rische und ?konomische Aspekte als auch um Fragen frühneuzeitlicher Staatsbildung. Erstmals wird detailliert dargestellt, wie sich das Zusammenwirken von humanistisch-christlicher Rhetorik, gesetzgeberischen Ma?nahmen und den konkreten Erfordernissen einer bedr?ngten Seemacht zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel im venezianischen Ruderwesen verdichtete.
Im Verlauf der Untersuchung soll so ein umfassender Blick auf die komplexen Strukturen frühneuzeitlicher Herrschaftsausübung gewonnen werden, der zeigt, inwieweit die Verwaltung und Instrumentalisierung von Unfreiheit ein fester Bestandteil venezianischer Staatsr?son wurde. Dabei liegen zentrale Fragen darin, welche Rolle Wissen, Bürokratie und Gesetzgebung in diesem Prozess spielten und wie sich durch die Verwaltung von Zwangsarbeit neue, teils widersprüchliche Legitimationsstrategien für den venezianischen Staat formierten.
Key Facts
- Project type:
- Forschung
- Project duration:
- 10/2018 - 04/2026