Prof. Dr. Bettina Kohlrausch
Professur für gesellschaftliche Transformation und Digitalisierung
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Abgeschlossene Projekte
Qualifikationsanforderungen einer ver?nderten Arbeitswelt
Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt haben sich auch die Qualifikationsanforderungen an (künftige) Arbeitnehmer/innen gewandelt. Zum aktuellen Zeitpunkt wissen wir allerdings noch wenig darüber, in welchem Ma?e und in welcher Form sich Arbeitsorganisationsprozesse- und inhalte ver?ndert haben und welche (neuen) Qualifikationsanforderungen sich daraus ergeben. Es ist davon auszugehen, dass diese Wandlungsprozesse nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Bildungsinstitutionen und die Schnittstellen zwischen Arbeitsmarkt und Bildungssystem tiefgreifend ver?ndern werden. Qualifizierungsphasen und Phasen der Erwerbst?tigkeit werden sich zukünftig st?rker mischen. Ebenso stellt sich die Frage ob das für die Organisation des Bildungssystems konstituierende Prinzip der Trennung von beruflicher und akademischer Bildung (Bildungsschisma) in Zukunft an Bedeutung verlieren wird
Aktuelle Projekte
Aktuelle Forschungsvorhaben:
Publikationsprojekt: Die Bedeutung des ?bergangsprojektes in den Ausbildungsverl?ufen leistungsschwacher Hauptschüler/innen
Vor dem Hintergrund der problematischen Situation von Hauptschüler/innen und Jugendlichen ohne Schulabschluss auf dem Ausbildungsmarkt stellt sich die Frage, wie ein dauerhafter Ausschluss dieser Gruppe aus dem System der beruflichen Ausbildung vermieden werden kann. Im Rahmen dieser Publikation wird auf der Datengrundlage des ?bergangspanels untersucht, welche individuellen und institutionellen Voraussetzungen einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf bedingen. Im Fokus steht hier die Frage unter welchen Bedingungen der Besuch von Ma?nahmen des ?bergangssystems zu einer Brücke in einen stabilen Ausbildungsverlauf werden kann und welche Faktoren dazu beitragen, dass dieser eher zu einer Sackgasse wird.
Kooperationspartnerinnen: Dr. Maria Richter (Soziologisches Forschungsinstitut) Tanja Schmidt
Bildungsverl?ufe und betriebliche Gatekeepingprozesse
Vor dem Hintergrund eines drohenden Facharbeitermangels und der Flüchtlingskrise stellt gewinnt die Frage, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund besser in das System der beruflichen Bildung integriert werden k?nnen an Bedeutung. Diese Frage steht im Zentrum des Projektes ?Bildungsverl?ufe und betriebliche Gatekeepingprozesse“ im November 2017 am Lehrstuhl für Bildungssoziologie gestartet ist.
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist eine detaillierte Analyse der Rolle von betrieblichen Gatekeepingprozessen bei der Integration von geringqualifizierten Jugendlichen (Hauptschüler*innen), insbesondere solchen mit Migrationshintergrund, in eine vollqualifizierende duale Ausbildung. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind nach Beendigung der Schule h?ufiger als andere Jugendliche im ?bergangssystem zu finden und seltener in einer vollqualifizierenden Ausbildung. Bestehende empirische Analysen zeigen, dass diese Jugendlichen nicht (nur) an ihren individuellen Defiziten scheitern, sondern vor allem an Diskreditierungsprozessen, bei denen Betriebe als Gatekeeper eine ma?gebliche Rolle spielen. Welche Mechanismen betriebliche Rekrutierungsprozesse genau strukturieren und inwieweit der Auswahl von Auszubildenden, insbesondere solchen mit Migrationshintergrund, auch Diskriminierungsprozesse zugrunde liegen, untersucht dieses Projekt.
Vor dem Hintergrund demografisch bedingter Nachwuchsengp?sse als auch der Herausforderung der gesellschaftlichen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sind die Ergebnisse sowohl in den Betrieben als auch bei Praktiker*innen in den Arbeitsagenturen oder Gewerkschaften von gro?er Bedeutung.
Das Projekt wird von der Hans-B?ckler-Stiftung gef?rdert und in Kooperation mit dem Soziologischem Forschungsinstitut G?ttingen bearbeitet. Detaillierte Informationen finden 365体育_足球比分网¥投注直播官网 hier.
Projektlaufzeit: Nov 2017 – Juni 2019
Projektleitung: Prof. Bettina Kohlrausch (uni Paderborn), Berthold Vogel (SOFI)
https://www.boeckler.de/11145.htm?projekt=2017-277-5
Differenzierte Lebenslagen und soziale Unsicherheiten im Arbeitskontext als Ursache rechtspopulistischer Orientierungen
Auf Grundlage eines Paneldatensatzes, der die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Einstellungen sowie die sozialen Lagen von insgesamt 4892 Personen sehr differenziert in mehreren Wellen erfasst, bin ich momentan dabei, mehre Expertisen zu den oben genannten Themenstellungen zu erstellen. Ziel ist es zu analysieren, welche Bedeutung subjektive und objektive soziale Lagen auf die Distanz zum politischen System haben. Ein wesentlicher Befund der Analyse ist, dass der Gro?teil der AfD-W?hler in der unteren Mittelschicht zu finden ist. Allerdings sind es keinesfalls ausschlie?lich die ?sozial Abgeh?ngten“, die die AfD w?hlen. Arbeitslose w?hlen beispielsweise nicht h?ufiger AfD. Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist aber ein starker Treiber der Bereitschaft, AfD zu w?hlen. Dies zeigt, dass objektive und subjektive soziale Lagen differenziert betrachtet werden müssen, m?chte man das Ph?nomen des wachsenden Rechtspopulismus verstehen.
Forschungsschwerpunkte
ANALYSE VON MASSNAHMEN F?R GERINGQUALIFZIERTE JUGENDLICHE
Seit Beginn meiner Forschungst?tigkeit befasse ich mich mit der Analyse von Ma?nahmen für geringqualifizierte Jugendliche in dem sogenannten ?bergangssystem. Insbesondere interessiert mich, welche Muster sozialer Ungleichheit und Exklusion Verl?ufe im ?bergangssystem aufweisen. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind eine besonders verletzliche Erwerbsgruppe, deren Arbeitsmarktrisiken in den letzten Dekaden stetig zugenommen haben. Umso wichtiger ist es, besser zu verstehen, inwieweit qualifizierende Ma?nahmen geeignet sind, stabile Ausbildungs- und Erwerbsbiographien zu gew?hrleisten. Aus der Sicht der Sozialpolitikforschung verbindet sich mit dieser Forschungsperspektive auch die Frage, ob die enge Verzahnung von Bildungs- und Sozialpolitik im ?sozialen Investitionsstaat“ ein geeignetes Instrument zur Minimierung von Arbeitsmarktrisiken ist. In meiner Forschung konzentriere ich mich auf die Analyse von ?bergangsmustern und Gatekeepingprozessen im System der beruflichen Ausbildung. Ein wichtiger theoretischer Bezugspunkt meiner Arbeit ist daher die Lebenslaufforschung.
QUALIFIKATIONSANFORDERUNGEN EINER VER?NDERTEN ARBEITSWELT UND DIE ENTSTSEHUNG (NEUER) SOZIALER UNGLEICHHEITEN
Die Arbeitswelt befindet sich aktuell in einem erheblichen Umbruch – vergleichbar m?glicherweise mit der 1. Industriellen Revolution, auch wenn es hierzu unterschiedliche Einsch?tzungen gibt. Insbesondere in wissenschaftlichen Kontexten fokussierte sich die Analyse des Wandels von Arbeit zun?chst auf die Folgen der Ver?nderung industrieller Produktionsabl?ufe und Organisationsprozesse im Zuge einer ?Industrie 4.0“, insbesondere auf die Besch?ftigungsentwicklung. Momentan etablieren sich jedoch in der Forschung zur Digitalisierung Ans?tze, die sich jenseits der rein technischen Aspekte mit den organisationalen und gesellschaftlichen Aspekten des Wandels von Arbeit befassen. Im Kontext dieser Forschungsrichtung interessiere ich mich für die Entstehung neuer Muster sozialer Ungleichheit. Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt haben sich auch die Qualifikationsanforderungen an (künftige) Arbeitnehmer*innen gewandelt. Zum aktuellen Zeitpunkt wissen wir allerdings noch wenig dar-über, in welchem Ma?e und in welcher Form sich Arbeitsorganisationsprozesse und -inhalte ver?ndert haben und welche (neuen) Qualifikationsanforderungen sich damit verbinden. Die Frage, welche neuen Qualifikationsanforderungen sich aus den mit dem Schlagwort der ?Digitalisierung der Arbeitswelt“ skizzierten Wandlungsprozessen ergeben, ist ein weiteres Forschungsinteresse von mir. Dies betrifft den Aspekt der sozialen Ungleichheit in besonderem Ma?e, da der Zugang zu Qualifikationen auch immer Zug?nge zu attraktiven Berufspositionen strukturiert.
SOZIALE LAGEN UND POLITISCHE EINSTELLUNGEN
Die Wahlerfolge der AfD in Deutschland haben, ebenso wie die wachsende Bedeutung rechtspopulistischer Parteien in vielen L?ndern Europas und die Wahl Donald Trumps zum Pr?sidenten der USA, zu einer Kontroverse über die Ursachen des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien oder Bewegungen geführt. In der ?ffentlichen Debatte wird diese Entwicklung auf ein doppeltes Politikversagen zurückgeführt:
- Erstens wird die wachsende Bedeutung des Rechtspopulismus als Ausdruck einer tiefgreifenden Krise der repr?sentativen Demokratie interpretiert.
- Zweitens wird die Zunahme rechtspopulistischer Einstellungen als Reaktion auf eine wachsende soziale und kulturelle Spaltung innerhalb der Nationalstaaten, aber auch global und insbesondere innerhalb Europas gedeutet. Politik und insbesondere sozial-staatlichen Instrumenten gelingt es somit nicht mehr in ausreichendem Ma?e, gesellschaftlich integrierend zu wirken.
Die Frage, inwieweit diese Deutungen tats?chlich empirisch belegt werden k?nnen, ist ein weiterer Fokus meiner Forschung.