Di­gitale Zukun­ft und Arbeit 4.0

 |  Forschung

Crowdworking als neues Besch?ftigungsmodell – Gemeinsamer Forschungsschwerpunkt der Universit?ten Paderborn und Bielefeld

Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft stecken in einer der gr??ten Umbruchphasen der vergangenen Jahrzehnte: Die digitale Zukunft ist schon heute überwiegend Realit?t geworden. Disruptiv – so der einschl?gige Begriff für das Aufbrechen von etwas bereits Etabliertem – ist das Zauberwort für neue Prozesse, die u. a. im Kontext von Arbeit 4.0 entstehen und auf vielf?ltige Weise ineinandergreifen. Die zugrundeliegenden Mechanismen ganzheitlich zu erfassen, ist Ziel eines gemeinsamen Forschungsschwerpunktes der Universit?ten Paderborn und Bielefeld.

Im Kern geht es darum, die Digitalisierung der Arbeit umfassend aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Was dabei entsteht, ist ein Gesamtkonzept des digitalen Wandels für Unternehmen, Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen sowie für Selbstst?ndige und Privatpersonen. Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen wie der Informatik, der Soziologie, der Psychologie oder der Betriebswirtschaftslehre arbeiten interdisziplin?r zusammen, um Gestaltungsm?glichkeiten zu identifizieren und neuartigen Entwicklungen wie etwa dem Crowdworking ein wissenschaftliches Fundament zu geben. Der Aufbau des Forschungsschwerpunktes ?Digitale Zukunft“ wurde bereits 2017 vom nordrhein-westf?lischen Ministerium für Kunst und Wissenschaft mit zwei Millionen Euro unterstützt. 

Viel Flexibilit?t, wenig Sicherheit

Als neue Form der Arbeitsorganisation ist vor rund zehn Jahren das sogenannte Crowdworking in Deutschland entstanden. ?Mithilfe eines offenen Aufrufs werden digitale Arbeitsaufgaben über Online-Plattformen an eine heterogene Gruppe vergeben“, wei? der Paderborner Informatiker Prof. Dr. Gregor Engels, Sprecher des Forschungsschwerpunktes. Kleinere Auftr?ge wie Datenpflege, Texterstellung oder Designanfertigungen werden dabei am PC erledigt – h?ufig von zuhause aus. Das bedeute auf der einen Seite ein hohes Ma? an Flexibilit?t, auf der anderen Seite aber auch wenig Sicherheiten, so Engels weiter. Feste Stundenl?hne und Bezahlungen nach Tarif seien in der Regel Mangelware.

?Den typischen Crowdworker gibt es nicht“, sagt Dr. Nicole Giard, Koordinatorin des Schwerpunktes. In einer Umfrage haben die Wissenschaftler*innen herausrausgefunden, dass das Alter der Crowdworker in Deutschland gr??tenteils zwischen 26 und 45 Jahren liegt und die Ausübung meistens als Nebent?tigkeit erfolgt. Giard r?umt ein: ?Es gilt allerdings zu bedenken, dass sich diese Form der Arbeit gerade erst in der Entstehungsphase befindet“.

Blaupausen für Wirtschaft und Industrie

Bei den Plattformen kommen auch datenschutzrechtliche Herausforderungen zum Tragen: ?Einige Crowdworker sind anonym unterwegs, andere nicht. Au?erdem gibt es ein Reputationssystem, mit dem die Qualit?t der abgelieferten Arbeit bewertet werden kann. Das sind sensible Daten, die eine ad?quate Herangehensweise erfordern“, so Engels. Eine wichtige Forschungsfrage im Bereich der Informatik sei deshalb, wie die Kommunikation auf den Marktpl?tzen insgesamt gestaltet werden k?nne. ?Das ist ein gro?es Themenfeld, das wir derzeit intensiv bearbeiten. Der Austausch von Informationen und Daten zwischen Arbeitgeber und -nehmer ist keinesfalls trivial. Entsprechend wichtig ist es, eine von allen Seiten akzeptierte Ebene für Auftraggeber und Crowdworker zu finden“, erkl?rt der Experte.

Aktuell arbeiten die Wissenschaftler*innen daran, Anforderungen für eine sogenannte Referenzarchitektur zu ermitteln. Dazu Engels: ?Diese interne Architektur soll neuen Plattformen helfen, auf Basis unserer Studien m?glichst performante Strukturen zu schaffen. Wenn ich eine neue Plattform einrichten m?chte, ist es hilfreich zu wissen, wie es bei bereits bestehenden und vor allem erfolgreichen Angeboten aussieht.“ Für Unternehmen eignen sich hybride L?sungen: ?Crowdworking kann als Zusatz zu konventionellen Besch?ftigungsmodellen eingesetzt werden. Je nach Bedarf und Auftragslage kann ich bestimmte Arbeiten outsourcen.“ 

Das gemeinsame Projekt der beiden Universit?ten hat gro?e Strahlkraft: ?Mit dem Forschungsschwerpunkt ?Digitale Zukunft‘ wird die gesamte Region OWL als Innovationstreiber gest?rkt. Durch anwendungsorientierte Grundlagenforschung werden nachhaltige L?sungen geschaffen und Blaupausen für Wirtschaft und Industrie erstellt“, ist sich Engels sicher.

Nina Reckendorf, Stabsstelle Presse und Kommunikation

Foto (Universit?t Paderborn, Besim Mazhiqi/Montage:Universit?t Paderborn)
Foto (LABOR.A?2019, Hans-B?ckler-Stiftung / www.gerglo.com): In zahlreichen Foren wurden bei der Labora-Tagung in Berlin aktuelle und künftige Herausforderungen der Arbeitswelt diskutiert. Unter dem Titel ?Crowd was?“ stellten Promovenden der Universit?ten Bielefeld und Paderborn Forschung zu Plattformarbeit vor.
Foto (Universit?t Bielefeld): Dr. Nicole Giard.
Foto (Universit?t Paderborn): Prof. Dr. Gregor Engels

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