Insgesamt 18 Studierende und drei Lehrende der Wirtschaftswissenschaften aus Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und Serbien folgten dem Ruf ihrer Paderborner Kollegen und kamen vom 14. bis 18. August zur ?Summer School“ der Universit?t Paderborn, um sich für besondere Aufgaben in ihren Heimatl?ndern qualifizieren zu lassen. ?Mentoring-basierte Inklusion in Studieng?ngen der Wirtschaftswissenschaften im Westbalkan“ (MinKluWB) hei?t das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gef?rderte und von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane, Dr. Peter G?ssling und Dr. Ahmet Mehic verantwortete Projekt, das fortgeschrittene und besonders motivierte Studierende zu kompetentem ?Peer-Monitoring“ (Begleitung in der Studieneingangsphase) bef?higen soll.
Paderborner Wirtschaftsp?dagogen fassen den Begriff ?Inklusion“ weit: Die in Paderborn ausgebildeten künftigen Peer-Mentoren richten ihre Aktivit?ten auf traditionell an Hochschulen unterrepr?sentierte soziale Gruppen, zu denen nicht nur k?rperlich Behinderte, sondern vielfach auch Kinder aus nichtakademischen Haushalten, Migranten und insbesondere im Westbalkan Angeh?rige ethnischer Minderheiten geh?ren. Die Schaffung von Chancengleichheit im Bildungsbereich ist eine Kernkompetenz der Paderborner, die sich durch zahlreiche abgeschlossene und laufende Bildungs- und Inklusionsprojekte eine führende Stellung in der deutschen Bildungsforschung verschafft haben. ?Auch wenn Inklusion vor Ort spezifische Herausforderungen hat, gilt doch für alle Universit?ten in Europa, dass erwartet wird, einen Beitrag zur ?berwindung exklusiver Mechanismen in den jeweiligen Gesellschaften zu leisten!“ Das stellten nicht nur die Teamplayer rund um den Lehrstuhl von Prof. Dr. Sloane fest, sondern das wird auch von den Kollegen der Universit?ten des Westbalkans geteilt. So profitieren neben bisher unterrepr?sentierten potentiellen Studierenden die Peer-Mentoren, die bislang Gelerntes sinnvoll in die Praxis umsetzen k?nnen und dafür karrieref?rdernde Zertifikate erhalten. Für die Lehrenden der beteiligten Westbalkan-Universit?ten war von besonderem Interesse, wie inklusive Studienstrukturen durch strategische Studiengangentwicklung nachhaltig verankert werden k?nnen und profitierten dabei von den Erfahrungen der Paderborner.
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Supranationale Kooperation
In den letzten Jahren hat sich eine enge übernationale Beziehung zwischen den beteiligten Universit?ten entwickelt, deren vorl?ufige H?hepunkte die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Sloanes Mitarbeiter Dr. Ahmet Mehic durch die Universit?t Biha? und eben das MinKluWB-Projekt sind. Den Wirtschaftsp?dagogen der Universit?t Paderborn bietet diese Kooperation einen enormen Know-how-Fundus und jede Menge praktischer Bet?tigungsfelder. Weiteres wichtiges Kennzeichen des Paderborner Ansatzes ist die Kooperation mit der Zivilgesellschaft. Plattformen wie ArbeiterKind.de, bei der 6.000 Ehrenamtliche t?glich daran arbeiten, Schülerinnen und Schüler aus Familien ohne Hochschulerfahrung zu ermutigen, ein Hochschulstudium aufzunehmen, sind fester Bestandteil des Projekt-Konsortiums. Projektverantwortlicher Dr. Bernd G?ssling: ?Wir stellen uns in unseren hochschuleigenen Mentoring-Programmen permanent die Frage: Was muss ein Mentor k?nnen, wie k?nnen sie unterstützt werden? Wenn wir uns jetzt mit MInkluWB international positionieren, greifen wir auch auf die positiven Erfahrungen zurück, die wir mit zivilgesellschaftlichen Kooperationen gesammelt haben“. Mehic kann dabei als Muttersprachler schnelle und unkomplizierte Verbindungen zu den Hochschulen und Studierenden herstellen und dabei auch Balkan-Spezifika wie etwa die Bildungsproblematik bei den Roma-st?mmigen Einwohnern identifizieren und in das F?rderprogramm mit aufnehmen.
Zahlreiche Synergien
Prof. Dr. Peter F. E. Sloane zeigt sich aus den bislang gewonnenen Erfahrungen überzeugt, dass das MinKluWB-Projekt positive Auswirkungen auf viele gesellschaftliche Bereiche hat: ?Unser Projekt MInkluWB unterstützt im Sinne der Politik gem?? den Bologna-Vorgaben die Entwicklung der allgemeinen Hochschulbildung, erleichtert aus gesellschaftlicher Sicht den Zugang benachteiligter Gruppen zur Hochschulbildung und stabilisiert den sozialen Zusammenhalt. Zudem bieten wir engagierten Bürgern und Gruppen die M?glichkeit, direkt mit Hochschulen zusammenzuarbeiten und so ihre F?higkeiten auszuweiten, unsere Mentoren sammeln reichlich praktische Erfahrungen und entwickeln zunehmend professionelles Selbstbewusstsein und die in den Anfangsjahren betreuten Studierenden erhalten im engen Kontakt mit ihren Mentoren kompetente, akademische Unterstützung. Schlie?lich unterstützen wir unsere Partnerhochschulen direkt, weil die uns zur Verfügung gestellten Mittel auch dem Ausbau der inklusiven Hochschulstrukturen in den einzelnen Balkanl?ndern zugutekommen.“
Weitere Programmpunkte
Nach Absolvierung der fünft?gigen Summer School werden die Mentoren in der Zeit von August bis Oktober vor Ort in Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und Serbien weiter begleitet, sodass mit dem Wintersemester 2017/18 das Mentoringprogramm in den jeweiligen Universit?ten beginnen kann. Ein Unterstützungsseminar im Zeitraum September bis Oktober im mazedonischen Tetovo dient der Reflexion und der weiteren Professionalisierung der Peer Mentoren, gefolgt von einer Video-unterstützen Beratungsphase bis ca. Januar 2018. Die Abschlusskonferenz in Sarajevos Universit?t diskutiert die erzielten Resultate sowie die Fortschritte der allgemeinen inklusiven Sensibilisierung in den Hochschulen des Westbalkans.
Text: Dr. Reinhard Schwarz