Stud­ie zur Au­farbei­tung von Miss­brauchs­f?l­len

 |  Forschung

Die Deutsche Bischofskonferenz hat am 28. April eine ?Gemeinsame Erkl?rung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabh?ngige Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland“ verabschiedet. Darin wird auch die Notwendigkeit einer solchen Aufarbeitung hervorgehoben. Bereits im August 2019 hatte das Erzbistum Paderborn in einer Rahmenvereinbarung mit der Universit?t Paderborn ein unabh?ngiges Forschungsprojekt mit dem Ziel der Aufarbeitung von F?llen des sexuellen Missbrauchs auf den Weg gebracht. Unter dem Titel ?Missbrauch im Erzbistum Paderborn – Eine kirchenhistorische Einordnung. Die Amtszeiten von Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt (1941-2002)“ soll die Studie Erkenntnisse zum Umfang des Missbrauchs, über die Gewalterfahrungen der Betroffenen und die daraus resultierenden Folgen für ihren weiteren Lebensweg sowie zu den Umgangsweisen der Verantwortlichen liefern.

Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von Prof. Dr. Nicole Priesching, Inhaberin des Lehrstuhls für Religions- und Kirchengeschichte an der Universit?t Paderborn, geleitet. Am 15. Februar hat Dr. des. Christine Hartig, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl, mit der Bearbeitung des Forschungsauftrags begonnen. Für eine umfassende Aufarbeitung hat Generalvikar Alfons Hardt uneingeschr?nkten Aktenzugang zugesichert. Die beiden Wissenschaftlerinnen unterliegen keiner Weisungsbefugnis des Erzbistums und sind in der Gestaltung ihrer Arbeit unabh?ngig.

Ausma? und Folgen lange untersch?tzt

?Es gilt herauszufinden, welche Personenkreise innerhalb der Kirche von Missbrauchsf?llen wussten, wie Entscheidungen über das Ergreifen oder Unterlassen weiterer Ma?nahmen getroffen wurden und ob strukturelle Bedingungen existierten, die Missbrauchshandlungen f?rdern konnten“, erkl?rt Priesching. Alle bisherigen Forschungsergebnisse legen der Wissenschaftlerin zufolge nahe, dass sich die kirchlichen Institutionen lange vor einer Auseinandersetzung mit diesem Thema gescheut und so das Leid der Betroffenen nicht ausreichend anerkannt haben. ?Auch gesamtgesellschaftlich wurden Ausma? und Folgen des sexuellen Missbrauchs von Minderj?hrigen anhaltend untersch?tzt und als ?Ausnahmehandlung‘ betrachtet. Vor diesem Hintergrund sollen auch die kirchlichen, juristischen und medizinischen Fachdebatten analysiert werden, die eine solche Haltung begünstigt haben“, so Priesching weiter.

Zusammenarbeit mit Betroffenen

?Mit dem Forschungsprojekt haben wir für das Erzbistum Paderborn einen guten Ansatz für eine unabh?ngige Aufarbeitung – auch im Sinne der deutschen Bisch?fe – auf den Weg gebracht“, so Generalvikar Alfons Hardt. ?Wir wollen die Vorg?nge, Haltungen und Bedingungen der Vergangenheit ganzheitlich verstehen lernen und die Erkenntnisse in unsere Interventions- und Pr?ventionsarbeit einflie?en lassen“.

Neben der Analyse administrativer Quellen aus kirchlichen und staatlichen Archiven, darunter Personal- und Strafakten, sind Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geplant. In den n?chsten Monaten soll ein ?ffentlicher Aufruf gestartet werden, um potenzielle Interviewpartnerinnen und -partner anzusprechen. Ein wichtiges Anliegen des Projekts ist es auch, in Zusammenarbeit mit Betroffenen einen Beirat einzurichten. Die Ergebnisse sollen der ?ffentlichkeit nach Projektende in Buchform vorgestellt werden.

Foto (Universit?t Paderborn)
Foto (Universit?t Paderborn): Generalvikar Alfons Hardt, Uni-Pr?sidentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Prof. Dr. Nicole Priesching und Dr. des. Christine Hartig.

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Dr. des. Christine Hartig

Church and religious history

Projektkoordination ?Kirchenhistorische Einordnung zum Missbrauch im Erzbistum Paderborn (1941–2002)“

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