Mit 3D-Druck ge­gen die Pan­de­mie

 |  Forschung

Paderborner Forscher und regionale Projektpartner produzieren 4.500 Gesichtsschilder für Gesundheitseinrichtungen in OWL

Seit dem 27. April gilt in Deutschland die Maskenpflicht. W?hrend für den privaten Gebrauch auch selbstgebastelte Gesichtsbedeckungen zul?ssig sind, müssen Masken im Gesundheitswesen dagegen strengere Mindestanforderungen erfüllen. Damit es also gerade dort, wo sie am dringendsten ben?tigt werden, zu keinen Engp?ssen kommt, hat ein regionales Projektteam Gesichtsschilder entwickelt und produziert. Daran beteiligt sind Wissenschaftler der Universit?t Paderborn sowie die Unternehmen Condor MedTec GmbH, Centroplast Engineerings Plastics und LST-Laserschneidtechnik. Insgesamt sollen bis zu 4.500 Stück der sogenannten ?Faceschields“ in der Region OWL kostenfrei an Krankenh?user, Arztpraxen, Pflegeheime und weitere Einrichtungen des Gesundheitswesens ausgeliefert werden. Das Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn hat seine Lieferung nun erhalten. Interessierte Einrichtungen k?nnen sich unter info@dmrc.de für eine Bestellung melden.

Innovationsmotor 3D-Druck

Additive Fertigungsverfahren, auch 3D-Duck genannt, sto?en in Wissenschaft und Industrie auf ein zunehmendes Interesse. An der Universit?t Paderborn gibt es mit dem ?Direct Manufacturing Research Center“ (DMRC) eine Forschungseinrichtung, die das Ziel verfolgt, genau diese Verfahren zu industrialisieren. Zusammen mit der Condor MedTec GmbH, Mediziner*innen und Fachpfleger*innen für An?sthesie und Intensivmedizin haben vier Wissenschaftler des DMRC ein Kernteam gebildet, um mithilfe von additiven Fertigungsverfahren die Region mit industriell hergestellten Gesichtsschildern zu versorgen. Das für die Produktion notwendige Pulver spendeten die Eos GmbH und die Evonik Industries AG. Dr.-Ing. Christian-Friedrich Lindemann, Gesch?ftsführer des DMRC und Koordinator der vierk?pfigen Forschergruppe, freut sich über das Ergebnis: ?Das aktuelle Beispiel zeigt wunderbar, dass die Additive Fertigung kurzfristig lokalen Ersatz für sonst global aufgestellte Lieferketten leisten kann. Aufgrund der vielen Vorteile der Technologie, ist 3D-Druck inzwischen ein fester Bestandteil in der Landschaft der industriellen Produktion geworden.“

Gesichtsschilder erfüllen hohe Anforderungen

In der Frühphase des Projekts verschafften sich die Beteiligten in Videokonferenzen zun?chst einen ?berblick über den aktuellen Markt, diskutierten Ideen, Prototypen und medizinische Einsatzm?glichkeiten. Schlie?lich fiel die Entscheidung auf die Fertigung von Gesichtsschildern. Ein wichtiges Kriterium für das Projektteam: Die Gesichtsschilder, die im klinischen Alltag zus?tzlich zum Mund-Nasen-Schutz getragen werden, müssen den medizinischen und hygienischen Anforderungen eines Krankenhauses entsprechen. Ira Fecke-Schulte, Gesch?ftsführerin bei Condor MedTec: ?Die Faceshields müssen zum einen voraussetzen, dass man sie gut desinfizieren kann. Zum anderen müssen sie eine Einheitsgr??e aufweisen, um für viele Kopfgr??en geeignet zu sein. Darüber hinaus sollten sie natürlich auch einen Tragekomfort bieten, sicher sowie einfach abnehmbar sein. In der Hinsicht war es für uns auch wichtig, dass die Tr?ger die Faceshields bis auf das Kopfband nicht selber zusammenbauen müssen.“ Um das alles sicherzustellen, testeten sie mehrere Prototypen und holten sich Rückmeldung von Anwendern ein, um den Entwicklungsprozess weiter optimieren zu k?nnen. Daran hatte vor allem auch DMRC-Entwickler Christian Schumacher einen hohen Anteil, von dem das Design stammt. ?Uns war wichtig, eine professionelle und langlebige L?sung zu entwickeln, die h?chsten industriellen Standards entspricht“, erl?utert der Konstrukteur.

Druck-Vorlagen zum Download

Bei der Fertigung der Schutzfolie, an der die Unternehmen Centroplast und Laserschneidtechnik mitwirkten, wurde der Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) verwendet. Die Folie ist einen halben Millimeter dick und weist eine Gr??e von 23 mal 37 Zentimetern auf, was von den Entwicklern als optimale Gr??e für den Einsatz in Krankenh?usern empfohlen wird. Zus?tzlich zu der Auslieferung von Gesichtsschildern stellt das DMRC die Konstruktionsdateien zum Nachbauen kostenfrei auf der Seite www.dmrc.upb.de/content/downloads zur Verfügung. Da die eingesetzten Fertigungsanlagen preislich auf dem Niveau eines Einfamilienhauses liegen, richtet sich dieses Angebot vor allem an Industrieunternehmen.

?Aus der Region – für die Region“

Erm?glicht wurde das Projekt von der Medizintechnik-Initiative ?Aus der Region – für die Region“. Das DMRC und die Condor MedTec GmbH hatten die Initiative ins Leben gerufen, der sich mittlerweile weitere Partner angeschlossen haben. Gemeinsam wollen sie einen Beitrag für die Gesellschaft und für den Schutz des medizinischen Personals leisten.

Foto (Universit?t Paderborn): Im DMRC arbeitet das wissenschaftliche Team bei der Produktion von Schutzschildern mit Additiven Fertigungsverfahren.
Foto (Universit?t Paderborn): Die Projektpartner und das Brüderkrankenhaus freuen sich über die Lieferung der Schutzschilder (v. l.): Holger Kranke (Centroplast Engineerings Plastics), Florian Meyer (LST-Laserschneidtechnik), Ira Fecke-Schulte (Condor MedTec), Dr.-Ing. Christian-Friedrich Lindemann (DMRC, Universit?t Paderborn), Maik Toremans (Fachgesundheits- und Krankenpfleger für An?sthesie und Intensivpflege, Brüderkrankenhaus), Christoph Robrecht (Regionalleiter, Brüderkrankenhaus) und Klaus Niggemann (Pflegedirektor, Brüderkrankenhaus).
Foto (Universit?t Paderborn): Die vierk?pfige Forschergruppe des DMRC (v. l.): André Hirsch, Helge Klippstein, Dr.-Ing. Christian-Friedrich Lindemann und Christian Schumacher.

Kontakt

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Dr.-Ing. Christian-Friedrich Lindemann

Direct Manufacturing Research Center (DMRC) (bis 2022)

Gesch?ftsführung

E-Mail schreiben +49 5251 60-5415