"Rad­ic­al Au­dio Pool": GEMA-freie Mu­sik und Kar­ri­ere­forschung an der Uni Pader­born - Er­fol­greiche Test­sendung - ?ber 200 Mu­sikfans arbeiten mit

Das Projekt ist bundesweit einmalig: Mit dem Radical Audio Pool (R.A.P.) schaffen Medienwissenschaftler der Universit?t Paderborn ein Portal für junge Musiker und begleiten gleichzeitig wissenschaftlich deren Karrieren. In einer ersten zweistündigen Testsendung am 4.7. stellten Studierende gemeinsam mit ihren Dozenten das Projekt der ?ffentlichkeit vor.

Entstanden ist die Idee durch eines der wichtigsten Kommunikationsmittel, den "Flurfunk". Die Initiatoren Dr. Bernhard Weber, Dr. Thomas Strauch und Michael Ahlers berichten, sich "zwischen Tür und Angel" über die problematische Handhabung der Musikrechte unterhalten zu haben. Um deren Wahrung kümmert sich bei kommerzieller Musik die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielf?ltigungsrechte" (GEMA), und das kann auch bei kleinen studentischen Filmen sehr teuer werden. An der Universit?t und in der Region gibt es aber genügend junge Musiker, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen und ihre Stücke gerne zur Verfügung stellen.

Um lokale Bands zu f?rdern - und die Kosten für die GEMA zu umgehen - arbeiten über 200 Musikfans zusammen am Audio Pool. "R.A.P. ist eine Website mit Datenbank und Streaming-Server. Interessenten k?nnen sich also im Internet Musiktitel anh?ren und auf den eigenen Computer herunterladen. Zus?tzlich gibt es einmal im Monat eine Radiosendung, in der Studierende der Medienwissenschaften Praxiserfahrung im Live-Rundfunk erwerben k?nnen", erl?utert Michael Ahlers. In dieser Sendung werden neue und interessante Titel und Bands vorgestellt. Die Musikfarben genannten Sparten sind "Krach", "Massengeschmack", "Elektrokram" und "Beatgeflüster". Unter der Rubrik Wortsport werden Berichte und Kurzfeatures in die Sendung eingebaut. Als radikal versteht sich dieser Pool, weil keinerlei Vorgaben hinsichtlich des Stils oder der Qualit?t gemacht werden.

In der ersten Live-Sendung am 4.7. pr?sentierten sechs Moderatoren einen Querschnitt des "kreativen Untergrunds" der Region - und entdeckten dabei eine erstaunliche Qualit?t. Keine der vorgestellten Bands braucht sich zu verstecken, die gespielten Stücke sind von professionellen Studioaufnahmen nicht zu unterscheiden. Weitere Highlights waren kleine Berichte, in denen lokale Bands vorgestellt wurden, eine Homestory über den Künstler Florian K?hler und das Radiofeature "Mission to Mars". Dr. Bernhard Weber hatte in einem Praxis-Seminar die Aufgabe gestellt, eine der bislang 70 teilnehmenden Bands in einem Feature vorzustellen. Auch durch die Aussicht, dass der beste Beitrag in der ersten Sendung ausgestrahlt wird, hatte er die Motivation der Teilnehmer geweckt: "Die Studierenden sind sehr engagiert an die Arbeit gegangen und haben durchg?ngig sehr gute und kreative Beitr?ge produziert", freut sich Dr. Weber.

Bei soviel kreativem Potential stellt sich die Frage, warum viele Bands trotz ihrer Ambitionen keinen nennenswerten kommerziellen Erfolg haben. Um hierauf die Antwort geben zu k?nnen, wird nun wissenschaftliche Karriereforschung betrieben. Ausgew?hlten Gruppen wird eine professionelle Studioaufnahme erm?glicht, um sie mit gleichen Chancen ins Rennen zu schicken. Daneben werden Experten aus der Musikbranche eingeladen, die Tipps geben darüber sollen, was für den Sprung an die Spitze alles beachtet werden muss.

Mit der Testsendung ist die erste Phase des Projekts abgeschlossen und nun sollen die vielen guten Ideen in die Praxis umgesetzt werden. Der regul?re Sendebetrieb, für den mit dem ebenfalls noch jungen Campusradio L`Unico kooperiert werden soll, startet im September. Der Empfang ist vorerst nur über das Internet m?glich. Weitere Informationen zum R.A.P. sowie zu den technischen Voraussetzungen für den Empfang finden sich im Internet unter http://groups.uni-paderborn.de/dpm.

Foto (Adelheid Rutenburges): Moderator Thomas Coucoulis und Dr. Thomas Strauch bei der ersten Live-Sendung des R.A.P.-Projekts der Universit?t Paderborn.
Foto (Adelheid Rutenburges): Moderator Thomas Coucoulis und Dr. Thomas Strauch bei der ersten Live-Sendung des R.A.P.-Projekts der Universit?t Paderborn.